Rudolf Fuchs – in Dankbarkeit

Rudolf Fuchs Yogalehrer

*28.5.1921 – † 7.2.2020

Ein persönlicher Nachruf – andere werden Ihre Wahrheit mit ihm erlebt haben

Ein Leben in Deutschland, das diese Zeitspanne umfasst, ist fast zwangsläufig mit Umbrüchen und Verwerfungen verbunden. Der Anspruch, dass die traditionellen abendländischen Wertvorstellungen, Philosophien und Weltanschauungen allen Menschen Orientierung bieten können ging in dieser Zeit für viele verloren. Und die alten Überlieferungen einschließlich aller staatlichen Institutionen hatten 1945 ihre sinnstiftende Autorität verspielt.

Rudolf Fuchs suchte und fand, auch motiviert durch eigene Krankheit, ganz neue moderne, gleichzeitig sehr alte Wege. Die Begegnung mit dem Schweizer Bergführer, Sportlehrer und Therapeuten Herbert Hildebrand machte ihm das spirituelle Defizit der Europäer bewusst, wie er selbst auf seiner Internetseite schreibt (s. Yoga direkt). Mit ihm traf er auf den alten indischen Yoga in der Tradition von Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich.

Er blieb dann in seinem Yogaüben und in seiner Weitergabe des Yoga nicht bei den Übungen stehen, sondern beschäftigte sich intensiv mit den alten vedischen Schriften und den Yogasūtras. Dabei drang er tief ein in das, was als Yoga-Darshana bezeichnet wird. Er erkannte bald, dass Yogaüben nicht nur hieß, anders mit sich und seinem Körper umzugehen. Er erkannte, dass Yoga auch hieß, sich und die Welt in neuem Licht zu sehen. „Du kannst nicht die Welt ändern,“ sagte er in einer seiner Stunden in Berufung auf seine Yogalehrer. „Du kannst nicht einmal dich ändern. Aber du kannst deine Betrachtungsweise ändern. Und wenn du die Betrachtungsweise geändert hat, hat sich alles geändert.“

Das Wissen um die Bedeutung von Yoga-Darshana in Verbindung mit regelmäßigem Yoga-Üben hat er klar benannt. Hier war er unerbittlich und hielt auch mich nachhaltig dazu an, verbrauchte und untauglich gewordenen Anschauungen hinter mir zu lassen. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. Er ließ sich beim Üben auf viele Kompromiss ein. Aber er wusste auch genau, wann man sein Herz in beide Hände nehmen musste und Altes über Bord zu werfen war, damit sich der Yogaweg auftat.

Als Rudolf Fuchs einmal Herbert Hildebrand fragte, ob ein Yogaübender demütig sein solle, gab der ihm folgenden Satz mit auf den Weg: „Seien Sie nicht demütig, seien Sie nicht übermütig, seien Sie mutig!“ Vielleicht reifte in ihm mit diesem Satz die Erkenntnis, dass der westliche Mensch tief geprägt ist durch seinen Forschungsdrang. Wir Europäer können nicht die Devotion der Inder oder anderer östlicher Wege imitieren. Tiefe Verbeugung vor Autoritäten liegt uns nicht. Aber wir können unseren Forschungsdrang in eine fragende Haltung formen und die Frage in der Schwebe halten, bis die Antwort sich in uns meldet. Die Antwort in sich zu suchen und für möglich zu halten, das war für Rudolf Fuchs der Weg, der sich dem westlichen Menschen als Alternative anbot. Damit führte der Yoga, den er ging und den er lehrte in die Begegnung mit dem eigenen Selbst. Den Mut dafür aufzubringen und die spirituelle Dimension für unmittelbar erfahrbar zu halten und dann auch zu erfahren ist sein großer Verdienst.