Samapatti – spukhafte Einheit
Wenn Sie den Begriff „spukhafte Fernwirkung“ in einer Suchmaschine eingeben, werden Sie sehr wahrscheinlich zu Artikeln geführt, die über sogenannte „verschränkte Teilchen“ berichten. Teilchen wie Atome, Elektronen oder Photonen, die, obwohl weit voneinander getrennt, auf geheimnisvolle Weise miteinander zusammenhängen (siehe u.a. BR Podcast).
Spukhafte Fernwirkung
Aus Yogasicht bilden diese Teilchen, obwohl räumlich getrennt, eine Einheit. Denn die alten Yogins sahen eine Einheit des Universums mit allen Einzelteilen immer schon als existenziell vorhanden an. Wenn Physiker also erklären unser Universum sei durch Urknall aus einer Einheit hervorgegangen, so ist das nah an den Vorstellungen der alten Inder. Was also die kleinen verschränkten Teilchen mit Ihrer Eigenschaft der Verbundenheit im Besonderen betrifft, wäre gemäß alten indischen Betrachtungen eine Eigenschaft, die für alle Teilchen des ganzen Universums gilt. Alle Teilchen bilden nach wie vor eine (spukhafte?) Einheit (s.dazu Hans-Peter Dürr: Geist, Kosmos, Physik).
Albert Einstein prägte für das oben beschriebene Phänomen den Begriff der „spukhaften Fernwirkung“. Denn das Verändern oder Vermessen des einen Atoms aus einem früheren zweitatomigen Molekül führte auch zur Festlegung und Bestimmung des anderen Atoms aus der früheren Partnerschaft, zumindest was den sogenannten physikalischen Spin anging).
Da selbst Lichtgeschwindigkeit bei weitem nicht ausreichte, um eine Informationsübertragung zwischen den Teilchen zu erklären, war das Ganze für Einstein eben spukhaft.
Samapatti – Eins werden mit der Unendlichkeit?
Für Yogaübende, die Asana üben, die also eine feste und angenehme Körperhaltung anstreben, bietet sich hier eine mögliche Erklärung für den Begriff „samapatti“ aus den Yoga-sutras (II/47): Eins werden mit der Unendlichkeit. Samapatti ist das Mittel, um eine Körperhaltung wirklich fest und angenehm werden zu lassen. Eins werden mit der Unendlichkeit (samapatti) scheint etwas zu sein, das zunächst völlig außerhalb unserer Alltagsvorstellung von Körperlichkeit liegt.
Wenn es nun aber, wie die Physiker fast durchgängig behaupten, wirklich eine Verschränkung von Teilchen jenseits des vordergründig Sichtbaren gibt, und wenn nun diese Eigenschaft nicht auf wenige Teilchen beschränkt wäre? Was wäre wenn stattdessen die Verschränkung der Einzelteile des Universums eine Grundeigenschaft des ganzen Universums wäre? Und wäre das dann auch, wie die alten Yogins annahmen, erlebbar?
Die Sutra II/47 des Patanjali legt das meiner Meinung nach nahe. Für unser Alltagsverständnis vielleicht etwas eingängiger formuliert: Wir können die Grundschwingung aller Körperlichkeit in uns erleben. Denn in allen Einzelteilen, auch in unserem Körper, schwingt das Ganze, und alles ist mit allem verbunden. Und je mehr die in der Einheit wurzelnde Grundschwingung in den Vordergrund tritt, je mehr lassen sonstige störende körperliche Wahrnehmungen nach. So formuliert es Sutra II/48. Umso freier wird unsere Aufmerksamkeit für die Wendung nach innen und für die Atemachtsamkeit. Dadurch entsteht die Bereitschaft für Pranayama.