Yoga-Darshana und Schwarze Löcher

Am 10. November 2008 ging der Welt größter Teilchenbeschleuniger LHC bei Genf in Betrieb. Wochen vorher wurde versucht, gerichtlich die Inbetriebnahme zu verhindern. Es wurde befürchtet, die Maschine würde sogenannte „Schwarze Löcher“ produzieren, die die ganze Welt im Nichts verschwinden ließe.

Bevor eine Verbindung zum Yoga und zu Yoga-Darshana gezogen werden kann, zunächst noch weiter mit der Geschichte.

Bei der Long Now Foundataion in San Francisco ging eine Wette durch einen gewissen Joe Keane ein. Er wettete 500,- Dollar, dass die Welt in den nächsten zehn Jahren als Folge der Arbeit des LHC untergehen würde. Der Internetunternehmer Nick Damiano wettete dagegen und bekommt  2018 den Wettgewinn nun ausbezahlt.

Da sich für Joe Keane aus der Wette eine sehr abstrakte Gewinnsituation ergab (im Falle eines Gewinns wären er und sein Wettgewinn mitsamt der restlichen Welt ja auch verschwunden), wurde die Frage diskutiert, was seine Motivation gewesen war. Wahrscheinlich hatte er einfach viel Humor. (Siehe Artikel Zeit-Online von Christoph Drösser).

Sri Desikachar: Yoga mehr als esoterisch angehauchter Trendsport

Manchmal ist der Yoga im Westen in einer ähnlichen Situation. Die Erwartungshaltung von neuen Teilnehmern oder Yoga-Interessierten geht oftmals dahin, dass es im Yoga vor allem um eine Erweiterung des Fitnesstraining geht. Sri Desikachar, Sohn des hochangesehenen Krishnamacharya und damit Schwager von BKS Iyengar, betont in einem Interview mit der Süddt. Zeitung in der Wochenendbeilage im Jahr 2005, Nr. 115, 21./22. Mai, dass Yoga eben sehr viel mehr sei als ein Kompendium akrobatischer Haltungen oder esoterisch angehauchten Trendsport.

Die alten Inder oder auch einige Forscher hierzulande wie z.B. Professor für Psychologie Peter Sedlmeier sehen im Yoga natürlich auch mehr und verweisen auf die meditative Komponente. Professor Peter Sedlmeier beschäftigt sich sowohl mit den hierzulande meist geübten Formen des Yoga als auch mit weiterführenden Angeboten mit Meditation. „Das Yoga, das heute im Westen praktiziert wird, hat oft wenig mit dem ursprünglichen Yoga zu tun“ (s. FAZ „Psychologie im Gespräch“, Interview mit Prof. Peter Sedlmeier). Die Frage, die sich meiner Meinung nach dann stellt ist,  ob wir mit westlicher Herangehensweise an den Yoga eine wesentliche Komponente der alten Tradition übergehen.

Geist und Yoga-Darshana die Halluzination alter Kulturen?

Oder könnte es doch sein, dass wir mit unserer Herangehensweise recht hätten, weil es nichts existenziell Wesentliches abseits der Funktionen des Körpers, seiner Anatomie und Physiologie gibt? Dann wären all die alten Schriften der vedischen Tradition Indiens mit ihrer Weltbetrachtung (Yoga-Darshana) nicht viel mehr als Halluzinationen einer alten Kultur. In dem Fall sollten wir uns ganz auf die Asanas und deren richtigen Ausführung konzentrieren. Geist wäre nichts anderes als eletromagnetisches Geflimmere in einer evolutionsoptimierten Biomaschine Mensch.

Die Frage ist, ob sich von diesem Standpunkt aus irgendeine Perspektive ergibt, die mehr bietet als den Versuch, den körperlichen Verfall soweit und solange wie möglich hinauszuzögern. Und am Ende warten innen und außen nicht mehr als „Schwarze Löcher“, in denen Geist und Welt versinken. Vielleicht wäre es dann doch schöner, die alten Inder hätten Recht.