Kraftorte des Yoga

Kraftorte Yoga sind für Yoga in erster Linie innere Orte zur Unterstützung von Konzentration. Die Cakras könnten als erstes angeführt werden, oder Vajra, der tiefste Punkt der Wirbelsäule, der „Diamantpunkt“ des Körpers.
Als Konzentrationsorte werden in den Yoga-Sūtras explizit die Orte des Prāņāyāma genannt. Orte, die wir durch die Erfahrung der Sammlung auf den Atem und die Atemmitte (eigentlich Atempause) erfahren. Man könnte sie für das Alltagsverständnis eher als Verweilpunkte des Bewusstseins bezeichnen, aber nicht mehr als Orte des dreidimensionalen Raumes. Dennoch kann mit Ort auch ein Körperteil gemeint sein, in den Prāņa im Sinne von Aufmerksamkeit durch Prāņāyāma (im Sinne von Atembeobachtung) gelenkt wird.

Prāņāyāma führt den Yoga-Übenden dabei aber über den Bereich von Āsana (Körperhaltung) hinaus. Mit Prāņāyāma verlassen wir den Erfahrungsbereich der Alltagswelt. Spätestens mit der Erfahrung von Prāņāyāma beginnen wir zu ahnen, dass Yoga keine indische Variante des Turnens oder der Gymnastik darstellt.

Äußere Kraftorte

Gibt es nun so etwas wie äußere Kraftorte? Orte, die aufgrund ihrer Beschaffenheit dem Menschen die Fähigkeit zur Sammlung und Konzentration erleichtern? Die Geomantie spricht von solchen Orten. Orte, die aufgrund ihrer Architektur oder ihrer natürlichen Beschaffenheit oder einfach aufgrund ihrer jahre- oder jahrzehntelangen spirituellen Nutzung Menschen helfen, zur Ruhe zu kommen und Konzentration erleichtern.

Rainer Limpöck, der sich selbst als Alpenschamanen bezeichnet, führte uns am 1. Mai 2014 an zwei Orte des Unterbergs im Berchtesgadener Land. Zwei Orte von insgesamt 14 Orten des Unterbergs, die von ihm und von einigen anderen als Kraftorte ausgemacht wurden. Es waren dies der Marienheilgarten im österreichischen Großgmain (s. Video oben) und der als Herzstein bekannte Ort nahe des Klosterhofs bei Bayrisch Gmain.

Herzstein Prana 1
Herzstein beim Untersberg

Der Dalai Lama hatte anlässlich seines Salzburgbesuches 1992 den Untersberg besucht, auch wenn er die Bezeichnung „Herzcakra Europas“ wahrscheinlich so nicht verwendet hat. Werbung: s. http://www.kraftort.org/Osterreich/Salzburg/Untersberg/untersberg.html

Die Gestaltung des Marienheilgarten in Großgmain geht auf Mitinitiative von David Zwilling, einem ehemaligen Skiweltmeister, und der Künstlerin Gudrun Kargl von Göss zurück. Es ist, könnte man sagen, einer nach geomantischen und spirituellen Gesichtspunkten errichteter Naturkunstgarten. Er befindet sich an einem der ältesten Wallfahrtsorte des Salzburger Landes.

Der Herzstein dagegen ist ein von der Natur geschaffener Ort. Er wurde von Menschen lediglich entdeckt und freigelegt. Beide Orte erfahren intensive Nutzung mit spiritueller Ausrichtung aus. Es wird wohl jedem selbst überlassen bleiben, ob er so etwas wie besondere Kraftorte für möglich hält oder darin Aberglauben entdeckt.

Yoga verweist auf eigene Erfahrung

Swami Vivekananda schreibt dabei schon in seinem Buch Raja-Yoga, dass ein Ort oder Raum mit der Zeit durch die Geisteshaltung der Menschen geprägt wird, die ihn betreten (Swami Vivekananda, Raja-Yoga, Bauer Verlag, S.199).

Die Art der Nutzung würde also einen Raum prägen und mit der Zeit wieder auf die Menschen zurückwirken. Sowohl der Marienheilgarten als auch der Herzstein hätten in diesem Sinne sicher eine sehr starke Ausrichtung erfahren. Darüber hinaus erkennt die Geomantie, im Sinne einer Lehre der energetischen und geistigen Ausrichtung eines Ortes, noch natürliche Gegebenheiten von Kraftlinien und Kraftfeldern. Sie könnten gemäß der Geomantie durchaus architektonisch und baulich durch den Menschen erfasst und gelenkt werden. Die Geomantie und ähnliche Betrachtungen können aber keinen naturwissenschaftlichen Rang und Beweiskraft für sich beanspruchen.

Hier kann in guter alter Yoga-Tradition nur auf die eigene Erfahrung verwiesen werden. Die alten Inder, soviel kann man sagen, gingen bei der Weltbetrachtung immer auch von feinstofflichen Beschaffenheiten der belebten und unbelebten Natur aus (Swami Vivekananda, ebd.). Von dort her kann man ihren Ansatz als Versuch und Experiment werten, das innere Erleben im rhythmischen Einklang mit der äußeren Umgebung zu sehen. Die Frage, die bei Ihnen dabei mitschwang lautete: Was ist eigentlich Lebenskraft?