Pause im Yoga Yesudian

Drei Phasen der Yoga-Übung

Wo ist nun die Pause im Yoga des Übungsstil Yesudian? Ein Übender hatte mich das gefragt, nachdem ich einmal wieder auf die Bedeutung von nirodha für den gesamten Yoga hingewiesen hatte.

Am besten unterteilen wir die Übung in drei Phasen. Das ist eine Einteilung, auf die mein Stuttgarter Yogalehrer Rudolf Fuchs so immer vorgenommen hatte.

Erste Phase: Hineingehen.
Zweite Phase: Verweilen.
Dritte Phase: Loslösung.

Erste Phase: Hineingehen. Wir bemühen uns, eine günstige Körperhaltung für die Atembeobachtung zu finden.
Zweite Phase: Wir verweilen in der einmal eingenommenen Körperhaltung und veändern nichts mehr, selbst wenn wir noch Verbesserungsmöglichkeiten sehen. Wir verzichten auf Korrekturen und überlassen uns dem Atem und damit dem inneren Lehrer. Dritte Phase: Wir vergessen die Übung. Kein Lob, kein Tadel. Wir lösen uns von der Übung – vairagya. Übung und Loslösung gehören im Yoga zusammen.

Yoga-Übung eine Gelegenheit der Befreiung

Manch einer mag einwenden, dass wir doch über die Übung nachdenken müssen, sie kritisch hinterfragen und dann beim nächsten mal uns verbessern können. Das funktioniert so nur leider nur sehr bedingt. Das ist das Geheimnis. Viel wichtiger als korrekte Haltung ist für uns, zu lernen, dass wir dem Atem gestatten, unser Denken zu beruhigen. Und da kann das ständige verbessern wollen kontraproduktiv sein. Solange wir mit verbessern beschäftigt sind, kann keine Ruhe aufkommen. Deshalb aber auch die drei Phasen: Es gibt die Gelegenheit, etwas zu tun. Aber ganz wichtig ist auch, uns eine Gelegenheit zu verschaffen, uns von allem nachdenken mal befreien zu dürfen. Das ist schwierig. Denn wir kommen aus einer Kultur des ständigen Machens und Verbesserns. Aber genau deshalb ist die dritte Phase auch so wichtig für unseren Yoga.

Yoga und Vairagya

Nur durch das Schaffen und Setzen von Pausen erleben wir Vairagya (Loslösung). Andre van Lisebeth, ein sehr bekannnter belgischer Yogalehrer, formulierte einmal: „Vor jeder Reform der Atemtechnik müssen wir uns daran erinnern, dass der Atem vor uns da war und dass wir ihn nichts lehren können.“ Es ist der Atem, der uns in die Pause führt, nicht unser analytisches Denken. Das ist durchaus wertvoll, aber nicht immer passend für jede Phase des Übens.